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Flugzeugabsturz: Passagierjet über Ostukraine abgeschossen

Moskau ? Ein malaysisches Passagierflugzeug mit 295 Menschen an Bord ist im Osten der Ukraine abgestürzt. Die Trümmer des Flugzeuges liegen mitten im Kampfgebiet. Regierungstruppen und prorussische Separatisten beschuldigen sich gegenseitig, den Jet abgeschossen zu haben.

Das Flugzeug sei auf einer Flughöhe von 10’000 Metern von einer Flugabwehrrakete abgeschossen worden, teilte Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums, nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti mit. Alle 280 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Boeing 777 des Fluges MH017 seien tot.

Von möglichen Schweizer Opfern hatte das Aussendepartement (EDA) in Bern am Donnerstagabend keine Kenntnis, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda wissen liess.

Die Malaysia-Airlines-Maschine sei nahe der Stadt Schachtjorsk abgestürzt, hiess es. Sie war in Amsterdam abgeflogen und unterwegs nach Kuala Lumpur. Hilfskräfte konnten nicht zu der zerschellten Maschine, da das Absturzgebiet bei Schachtjorsk, etwa 60 Kilometer westlich der russischen Grenze, von den Separatisten kontrolliert wird.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters berichtete in der 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegenden Ortschaft Grabowo von Flugzeugwrackteilen und Leichen am Boden. Das Zivilschutzministerium berichtete auf seiner Internetseite, im Umkreis von 15 Kilometern lägen Leichenteile verstreut.

Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines teilte zunächst lediglich über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, sie habe den Kontakt zu ihrer Passagiermaschine über dem ukrainischen Luftraum verloren.

Nach Geraschtschenkos Angaben wurde die Maschine von einer Rakete aus einem Buk-Flugabwehrsystem getroffen. Das in den 1980er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 22’000 Metern treffen. Die prorussischen Separatisten gaben sofort an, sie besässen keine Waffensysteme, um Maschinen in dieser Höhe abzuschiessen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko richtete umgehend eine Untersuchungskommission ein, zu der auch internationale Experten, darunter aus den Niederlanden und Malaysia, eingeladen wurden.

«Wir schliessen nicht aus, dass auch diese Maschine abgeschossen wurde», hiess es unter Hinweis auf zwei ukrainische Flugzeuge, die in den vorangegangenen Tagen abgeschossen worden waren. Er betonte, die ukrainischen Streitkräfte hätten mit dem Zwischenfall nichts zu tun.

Sollten sich die Informationen bestätigen, wäre es der bislang schwerste Vorfall im Ukraine-Konflikt. Zuvor waren mehrere ukrainische Militärmaschinen von russischen Raketen getroffen worden. Erst am Mittwochabend wurde nach ukrainischen Angaben ein Kampfflugzeug abgeschossen. Die ukrainische Regierung machte Russland dafür verantwortlich.

Kiew, aber auch westliche Regierungen werfen Moskau vor, die prorussischen Separatisten in der Ostukraine mehr oder minder direkt zu unterstützen. Trotz russischer Dementis haben die EU und die USA die Sanktionen deswegen weiter verschärft.

US-Präsident Barack Obama und sein russischer Amtskollege sprachen am Donnerstag telefonisch über diese neuen Sanktionen gegen Russland, die am Donnerstag die Moskauer Börse talwärts schickten.

Das Gespräch habe auf russischen Wunsch stattgefunden, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest am Donnerstag. Laut Moskau war auch der Malaysia-Airlines-Absturz über der Ostukraine Thema der beiden Staatsoberhäupter.

Für Malaysia Airlines wäre es der zweite schwere Schlag innerhalb weniger Monate. Am 8. März war eine Maschine der Fluggesellschaft auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden. Vom Flugzeug und den 239 Insassen fehlt trotz der grössten Suchaktion in der Geschichte der Luftfahrt bis heute jede Spur.

Die malaysische Regierung wollte Berichte über den möglichen Abschuss der Maschine nicht bestätigen. Verteidigungsminister Hishammuddin Hussein schrieb am Donnerstag auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter, das Militär sei angewiesen worden, die Berichte zu untersuchen.

In der Ostukraine hatten prorussische Kräfte zuletzt wiederholt Militärflugzeuge abgeschossen, die deutlich niedriger fliegen als Passagiermaschinen. Seit Wochen führen die ukrainische Armee und Separatisten erbitterte Kämpfe – gerade im Absturzgebiet um die Metropole Donezk. (SDA)

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