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The Last of Us, Wolfenstein & Co.: Report: Zensur in Videospielen

Zombie Army Trilogy © Rebellion

Zensur-Klassiker: Verfassungsfeindliche Symbole raus! Wie in ?Zombie Army Trilogy?.

Auch Zockern wohlbekannt: Deutschland hat das mit Abstand schärfste Jugendschutzgesetz Europas. Gleich zwei Behörden stufen Spiele ein und bewerten Sie: Die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) kümmert sich um die Alterskennzeichnung. Sie teilt Games in fünf Altersstufen ein: Verkauf ohne Einschränkung, ab 6, 12, 16, 18 Jahren. Erhält ein Spiel von der Behörde keine solche Kennzeichnung, indiziert die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) den Titel im zweiten Schritt meistens.

Was heißt Indizierung?

Indizierte Medien (etwa Filme, Spiele, Bücher oder CDs) dürfen Kindern und Jugendlichen weder verkauft noch überlassen oder anderweitig zugänglich gemacht werden. Besonders ärgerlich für Hersteller: Werbung ist ebenfalls tabu. Erwachsene erstehen einen indizierten Titel jedoch im Handel auf Nachfrage. Beim Online-Kauf ist der Verkauf nur dann erlaubt, wenn der Käufer eindeutig seine Volljährigkeit nachweist. Eine Indizierung gilt übrigens 25 Jahre. Danach fällt der Titel aus der Liste oder wird neu geprüft. Eine Indizierung ist ziemlich unerfreulich für Spielehersteller, da sich Titel ohne Werbung und ohne Präsenz in den Regalen natürlich schlecht verkauft. Um eine Indizierung zu vermeiden, bieten viele Hersteller deshalb spezielle Versionen ihrer Spiele in Deutschland an.

60 Beispiele

Geschnittene Spiele

Was wird beschnitten?

Art, Anzahl und Tiefe der Eingriffe hängen vom jeweiligen Spiel ab. In der Regel entschärfen oder entfernen die Hersteller aber folgende Inhalte:

  • Verfassungsfeindliche Symbole: In ?Wolfenstein ? The New Order? beispielsweise ersetzte Bethesda Hakenkreuze durch das neue Wolfenstein-Logo. Sogar eigentlich unbedenkliche Spiele modifizieren die Hersteller. Beispiel: Das Skateboardspiel ?Skate 2?. Das Logo eines US-Skateboard-Herstellers enthält versteckte SS-Runen ? in der deutschen Fassung gibt es die Symbole nicht.
  • In Gefechten übermäßig herumspritzendes Blut: Der Action-Kracher ?Bioshock?, im Original eine sehr blutige Angelegenheit, verteilt in der deutschen Fassung nur wenig Lebenssaft in der Szenerie.
  • Abgetrennte Gliedmaßen: In vielen Actionspielen büßen die Opfer bei heftigem Kontakt mit Schuss- oder Hiebwaffen Arme und Beine ein. In den USK-Versionen bleiben die Körper ganz. Ein prominentes Beispiel: ?Medal of Honor?.
  • Splatter-Effekte: Nach Explosionen oder schweren Treffern zerfetzen Körper von Gegnern. In Spielen für den deutschen Markt findet man solche Blutorgien nicht. Aus ?Fear 2 ? Project Origin? beispielsweise schnitt Warner Interactive etliche Szenen dieser Art heraus.
  • Ragdoll-Effekt: Dieses realitätsnahe Zucken lebloser Körper nach Schüssen, Tritten oder Schlägen ist in ?Bulletstorm? an der Tagesordnung ? aber nicht in der deutschen Version. In dem Western-Epos ?Red Dead Redemption? schwächte Rockstar Games den Effekt dagegen nur ab.
  • Sex- oder Nacktszenen: In ?Der Pate 2? gibt es keine blanken Busen in den Nachtclubs zu sehen. Genrell gibt sich die deutsche Kontrollbehörde in dieser Hinsicht aber nicht sonderlich zugeknöpft. In den USA etwa geht man mit blanker Haut wesentlich kritischer um.
  • Musik und Texte: Auch die Hintergrundmusik ist vor den kritischen Ohren der Jugendschützer nicht sicher: Aus ?Call of Duty ? Black Ops? löschten die Macher den Welthit ?Sympathy for the Devil? von den Rolling Stones. Die USK meinte, dieser Titel sei nicht die passende Untermalung für einen Angriff auf Vietcong-Kämpfer.

    Gesprochene oder geschriebene Texte fallen ebenfalls der Schere zum Opfer. So fehlen zum Beispiel ganze Ton- und Untertitel-Passagen im Actionspiel ?Wet? von Bethesda. Oder man übersetzt Textpassagen frei: In ?Timeshift? wird aus dem Schlachtruf ?Kill them all? (?Tötet sie alle?) die harmlosere Variante ?Macht sie fertig?. Und ?Kill the Nazis? (?Tötet die Nazis?) mutiert in ?Call of Duty ? Black Ops? zu ?Tötet die Deutschen? ? eine üble Verschlimmbesserung.

DmC ? Devil May Cry: Definitive Edition © Capcom

Kaum zu glauben: ?DmC ? Devil May Cry? hat Capcom für die ?Definitive Edition? zensiert.

Diese Änderungen können einiges kosten, müssen aber nicht. Während laut Electronic Arts zusätzliche Kosten in Höhe eines sechsstelligen Eurobetrags entstehen können, kommt Ubisoft offenbar gratis durchs Einstufungsverfahren. Die Firma achtet schon während der Spielentwicklung auf Inhalte, die am Jugendschutzgesetz scheitern könnten. Die entschärfte deutsche Fassung entsteht dann gleich parallel zum Original. Wieder andere Anbieter wollen ihre Spiele nicht ändern und verzichten daher auf einen Verkauf in Deutschland.

Die verschiedenen Spieleversionen

Die Einhaltung des deutschen Jugendschutzgesetzes führt dazu, dass es von ein und demselben Spiel unterschiedliche Versionen gibt. Von ?Call of Duty ? Black Ops? zum Beispiel gibt es drei Fassungen:

  • Die ungeschnittene, europäische Pegi-Version: Die ist inhaltsgleich mit der amerikanischen Urfassung und enthält alle Spiel-Elemente. In deutschen Läden ist sie nicht erhältlich, aber bei Versandhändlern im Internet (etwa Amazon.de). Für den Kauf verlangt der Händler einen Altersnachweis und/oder eine Kreditkarte.
  • Die deutsche Pegi-18-Version: Aus dieser deutschsprachigen ?Black-Ops?-Fassung entfernte Hersteller Activision alle Nazi-Symbole. Die Gewaltdarstellung blieb unverändert. Deutsche Pegi-18-Fassungen gibt es ebenfalls im Internetversandhandel oder bei Spiele-Händlern in Österreich und der Schweiz.
  • Die deutsche USK-18-Version: Die nach den Vorgaben des deutschen Jugendschutzgesetzes geschnittene Variante entschärfen die Hersteller kräftig. Diese Version erhalten Sie bei deutschen Händlern. Außer nationalsozialistischen Symbolen fehlen harte Gewaltszenen.
The Last of Us © Naughty Dog

Auch in der ?Remastered?-Variante von ?The Last of Us? fehlt viel Blut im Mehrspielermodus.

Außerdem gründete die USK ? vornehmlich für digitale Download-Spiele ? die ?International Age Rating Coalition?, kurz ?IARC?. IARC ermöglicht die zügige Einstufung der einzelnen Produkte über einen Online-Fragebogen, den die Hersteller selbst befüllen. Einmal ausgefüllt, spuckt IARC die passenden Siegel der jeweiligen Länder aus ? die anschließend in den digitalen Stores verwendet werden. Ob IARC für eine Abschaffung der anderen Siegel sorgt, zeigt die Zukunft. Detaillierte Infos zu IARC finden Sie hier. Viele weitere Beispiele für Zensur in Videospielen tummeln sich in der Bildergalerie am Anfang des Artikels.

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