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Staatsanwalt durchsucht Großschlächterei

Coburg Die Coburger Staatsanwaltschaft hat am Freitag Räume der Großschlächterei Dellert-Fleisch durchsucht. „Wir ermitteln in alle Richtungen, die Firma ist als Beschuldigte ein Teil davon“, erklärte dazu Leitender Oberstaatsanwalt Anton Lohneis auf Anfrage unserer Zeitung. Zu Details wollte er sich allerdings nicht äußern.

Die Durchsuchungen erfolgten unmittelbar nachdem der Bayerische Rundfunk in einem neuerlichen Beitrage am Donnerstagabend schwere Vorwürfe gegen Dellert erhoben hatte. Mit Verweis auf fünf eidesstattliche Versicherungen behaupten die Autoren der Sendung „quer“, Mitarbeiter der Firma hätten jahrelang und systematisch minderwertiges K3-Fleisch in den Warenverkehr gebracht. Mit Wissen der Geschäftsleitung stehe der größte Fleischbetrieb am Schlachthof im Mittelpunkt eines betrügerischen Netzwerkes. Ein ehemaliger Mitarbeiter wird mit den Worten zitiert: „Ich weiß sicher, dass der Geschäftsführer (. . . ) von den Vorgängen Kenntnis hatte.“

Die Kronzeugen des BR treten vor der Kamera zwar sehr auskunftsfreudig und forsch auf. Sein Gesicht will allerdings niemand zeigen, keiner nennt seinen Namen. Und genau das bereitet der Staatsanwaltschaft momentan die größten Probleme: „Ich benötige jemanden aus dem Schlachthof, der aus der Anonymität heraustritt und sagt: ,Jawohl, ich weiß was‘ „, sagt Lohneis. „Da laufen auch Gespräche. Aber die Metzger haben Angst um ihre Existenz.“ Möglicherweise befürchteten sie mit einer Aussage in die Nähe des Fleisch-Skandals gebracht zu werden, auch wenn sie selbst damit nichts zu tun haben.

Nach wie vor völlig offen ist, ob Gammel-Fleisch, wie vom BR behauptet, tatsächlich in die Gastronomie gelangt ist. „Ich würde gerne eine Soko Schlachthof mit 100 Leuten gründen. Aber dann bräuchte ich erst 100 Adressen, wo ich sie hinschicken kann“, sagt Lohneis.

Dellert-Fleisch weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Wir waren und sind nicht in die Vorfälle am Schlachthof verwickelt“, sagt Geschäftsführer Ludwig Dellert. Er sieht sich als „Opfer einer Intrige“. Ein Handel mit zu beanstandendem Fleisch „findet und fand zu keiner Zeit bei Dellert-Fleisch statt“, heißt es in einer Stellungnahme, die am Freitagabend auf der Internetseite des Familienbetriebs eingestellt wurde.

Bei dem Coburger Schlachthof-Skandal soll es um die Verwendung von sogenanntem K3-Fleisch gehen. Dieses darf nicht mehr als Lebensmittel in den Handel gelangen. Gefahren für die Gesundheit gehen davon angeblich jedoch nicht aus. „Verbraucher können dieses Material oft nicht ohne Weiteres erkennen“, sagt Katrin Grimmer, Pressesprecherin des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen.

Bei K3-Fleisch handelt es sich um Schlachtabfälle. Diese sind nicht für den menschlichen Verzehr geeignet und dürfen nur zu Tierfutter verarbeitet werden. In die Kategorie fällt vieles: Kutteln und Euter, Innereien und Häute, Hufe und Federn, Wolle und Hörner, Haare und Pelze, aber auch Schlachtkörperteile, die genusstauglich sind, jedoch aus kommerziellen Gründen nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Wird Fleisch längere Zeit nicht gekühlt, darf es nur als K-3-Material verkauft werden. Gerade solche Schlachtabfälle sind äußerlich oft nicht von Fleisch zu unterscheiden, das für Menschen genießbar ist. K3-Fleisch ist in der Vergangenheit bundesweit immer wieder Ausgangspunkt für Lebensmittelskandale gewesen.

Ich benötige jemanden aus dem Schlachthof, der aus der Anonymität heraustritt.

Anton Lohneis,

Leitender Oberstaatsanwalt

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