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Zirkus-Familie sucht Winter-Zuflucht

Bad Steben Auf der Suche nach einem Winterquartier in Stadt oder Landkreis Hof ist derzeit der Familien-Zirkus Hein, dem sechs Mitglieder angehören. Benötigt werden rund 600 Quadratmeter Fläche, entweder im Freien oder am liebsten in einer Halle. Entscheidend sind Strom- und Wasseranschluss. Derzeit lagert die Zirkus-Familie mit ihren Fahrzeugen und Tieren auf dem Festplatz von Bad Steben – allerdings mit einer Frist bis zum 28. November, weil die Gemeinde den Platz im Winter zum Schnee-Ablagern benötigt.

„Zurzeit kann ich vor Sorgen kaum schlafen“, sagt Rudolf Hein, Sprecher des kleinen Zirkus-Familienunternehmens. „Wir stecken in einem Teufelskreis: Ohne festen Standplatz können wir keine Auftritte bestreiten, und ohne Auftritte fehlt uns das Geld für Tierfutter, laufende Kosten und letztlich auch den Standplatz.“ Denn geschenkt wollen die Heins ihr Winterquartier keineswegs, auch für die laufenden Kosten sei gesorgt: „Wir haben separate Strom- und Wasserzähler, es wird alles korrekt abgerechnet. Unseren Müll bringen wir zur Deponie. Außerdem verfügen wir über eigene Sanitäranlagen.“

Ganz wichtig ist es Rudolf Hein, zu betonen, dass man niemandem zur Last fallen wolle. Die Gastfreundschaft, die seine Familie derzeit in Bad Steben erlebe, sei nicht selbstverständlich. „Wir sind den Verantwortlichen der Gemeinde sehr dankbar, dass unsere Frist für den Festplatz verlängert wurde. Denn eigentlich hätten wir unser Lager schon zum 4. November räumen müssen.“

Von Naila und Schwarzenbach am Wald über Münchberg und Helmbrechts bis nach Bad Lobenstein haben die Heins inzwischen alles abgeklappert, was als Standplatz infrage gekommen wäre, aber entweder Absagen bekommen oder die Plätze nach näherer Prüfung selbst als nicht geeignet einstufen müssen. „Wir haben uns wirklich bemüht, und wir bemühen uns weiter“, sagt Rudolf Hein.

Ein Standplatz für das 300 Personen fassende Zirkuszelt ist übrigens nicht nötig, denn: „Wir haben uns auf Gastspiele in Seniorenheimen, Kindergärten und Schulen, aber auch bei Betriebsfesten spezialisiert. Das Zelt bauen wir kaum noch auf.“ Die geplanten Auftritte in Stadt und Landkreis Hof sind auch der Grund dafür, dass Rudolf Hein und seine Familie hier überwintern wollen. Im Herbst habe man viele Wochen Arbeit für Werbung in hiesigen Schulen und Heimen aufgewandt. Zwar gebe es noch keine verbindlichen Gastspiel-Termine, aber man habe sich bekannt gemacht und könne nun persönlich vorsprechen und über Buchungen verhandeln.

Die Situation, bei der Suche nach einem Winterquartier unter Druck zu stehen, ist nicht ganz neu für die Artistenfamilie. Letztlich stellt sich jedes Jahr das gleiche Problem – und das seit über 200 Jahren! Denn der Zirkus Hein wurde 1812 begründet und wird in achter Generation betrieben. Seitdem hat das Familienunternehmen keine dauerhafte Heimat, ist ständig unterwegs und überwintert jedes Jahr woanders. Anders ist es auch Rudolf Heins Frau Tanja nicht gewohnt, die ebenfalls aus einer Zirkusfamilie stammt. „Ich wurde in einem Wohnwagen geboren“, sagt sie lächelnd.

Leicht ist das Artistenleben nicht. „Wir stehen bei Dunkelheit auf und kümmern uns erst mal um die Tiere, die gehen immer vor“, erzählt Rudolf Hein. Sind die Ponys, Tauben und Hunde versorgt, machen sich die Menschen frisch, frühstücken und schwärmen dann aus, um Gastspiele an Land zu ziehen – oder, wie jetzt, erst mal ein Winterquartier. Fahrzeuge und Requisiten werden, falls möglich, selbst gewartet. Hinzu kommt die Alltagsarbeit – vom Wäschewaschen bis zu Verwaltungsangelegenheiten. Und allem voran geht das ständige Trainieren.

Denn bei den Auftritten lege man Wert auf höchste Präzision. Tanja und Rudolf Hein, ihre Tochter Carina und ihr Sohn Gino bieten ein buntes Showprogramm mit Hunde- und Taubendressur, Jonglieren, Zauberei, Seiltanz und Clowns. Rudolf Heins Eltern Henry und Helga, die beide über 70 sind, stehen inzwischen nicht mehr auf der Bühne, aber helfen hinter den Kulissen nach Kräften mit. So unterschiedlich die Aufgaben sind, so einig ist man sich, was das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengungen betrifft: „Wenn die Augen von Kindern und alten Menschen strahlen vor Glück, ist das der schönste Lohn.“

Nicht nur deswegen können sich Rudolf Hein und seine Familie kein anderes Leben vorstellen: „Wir sind wie frei fliegende Vögel. Sesshaft werden zu müssen, das wäre, als würde man uns einsperren.“

Was den noch ungewissen Überwinterungsplatz angeht, stehen die Heins zwar unter Zeitdruck, sind aber grundsätzlich zuversichtlich. Denn bisher hat es noch jeden Winter geklappt, irgendwo unterzukommen. Im vergangenen Jahr dauerte es sogar fast bis Weihnachten, aber dafür fanden die Artisten dann mit dem Schloss Wildenreuth bei Weiden ein besonders ansprechendes Winterquartier.

Ich kann zurzeit vor Sorgen kaum schlafen.

 

Die Kontaktdaten

Wer der Familie Hein einen Standplatz anbieten oder den Zirkus für einen Auftritt buchen möchte, erreicht Rudolf Hein unter 0178/3341949. Die Internet-Seite des Zirkus lautet www.kimazi.de.

 

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