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Weinblogger sind Ahnungslose ohne Rückgrat

Ahnungslose WeinbloggerAhnungslose Weinblogger

Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde der, von manchen als Weinpapst bezeichnete, Journalist Stuart Pigott gefragt wo er so einkaufe und was er zum Frühstück zu sich nimmt.

Jogginghosen findet Herr Pigott ebenso schlimm wie Karl Lagerfeld. Der einmal zu diesem Kleidungsstück zu sagen wusste ?Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren?.

Zum Start in den Tag gibt es bei Stuart Pigott als Morgenlektüre die F.A.Z. und die New York Times, dazu etwas Roggenbrot aus dem Toaster. Am liebsten trägt er statt Jogginghose im Licht des anbrechenden Morgens eine Jacke von Vivienne Westwood.

Mit diesen Informationen versorgt konnte die (Wein)bloggerwelt ganz gut leben, aber wie es sich für eine große Tageszeitung gehört fragte die F.A.Z. auch nach Blogs und Webseiten die von ihm gelesen werden. Aus der Antwort entstand dann auch die Headline für das Gespräch mit Mr. Pigott (Clickbaiting for Winebloggers).

Weinblogs? ? Um Gottes Willen!

Gerade noch hatte Stuart Pigott die letzten Reste seines Toastbrots aus dem Mundraum entfernt und sich am Glitzer seiner Westwoodjacke erfreut, da fragt ihn die Autorin von der F.A.Z. nach Weinblogs. Nach einem Blick auf seine, günstige, aber teuer aussehende Sekonda-Uhr (Zitat), entfährt ihm ein ?Um Gottes Willen?. Weinblogs sind für den Meister des Weins keine Quelle der Information und nichts was gelesen werden muss.

Ins Internet geschriebene Dinge über Wein sind für ihn nicht so spannend, aber das Weinmagazin Schluck (Bericht auf meierworld.de), welches von einigen Weinbloggern mitgestaltet wird, ist eine gefällige Lektüre. Es offenbart sich ein gewisser Widerspruch.

Mit diesem Widerspruch hätten und konnten wohl auch die meisten Leser des Stilfragebogens leben, wenn sich Stuart Pigott nicht ein paar Clicks weiter auf facebook, im Rahmen einer Diskussion zu diesem Fragebogen, abfällig über Weinblogger geäußert hätte.

Weinblogger sind Pigotts Ding nichtWeinblogger sind Pigotts Ding nicht

Selbstverständlich ist ihm seine Meinung freigestellt und in der gleichen Diskussion weißt auch Weinblogger Dirk Würtz darauf hin, dass die Zeiten vorbei sind in denen sich Weinblogger und Journalisten ?bekriegen?.

Diese Blogger vs. Journalist Zeiten sind lange vorbei. Sie waren und sind unnötig. Inkompetenz ist im Übrigen keine Frage des Mediums. (Würtz)

Weinblogger sind ahnungslos

Die Haltung von Pigott wird im Rahmen der Diskussion natürlich von einigen begrüßt, aber auch scharf kritisiert. Die Kritik ist, aus meiner Sicht, gerechtfertigt, denn sie spiegelt ein Bild wider welches dem Produkt Wein auch Schwierigkeiten auf dem deutschen Markt bereitet.

Wein ist ein elitäres Getränk und wird von Menschen wie Stuart Pigott repräsentiert, kein Wunder wenn sich dann niemand in einen Weinladen traut und stattdessen lieber bei Penny seinen Tetrapack mitnimmt oder bei LIDL dem Weinexperten die Kisten aus den Händen reißt.

Die meisten Weinblogger schreiben eben down to earth wie es Philipp Erik Breitenfeld, in der Diskussion, richtig umschreibt.

Und jetzt kommt dieses verstaubte antiquierte Argument, dass viele Weinblogger keine Ahnung hätten. Gähn. Manchmal will der Leser aber auch Meinung vom Normalsterblichen für den Normalsterblichen. Das beschreibt den Erfolg ganz generell von Themenblogs. Down To Earth und nah am Menschen. Vielleicht ist das bisschen zuviel Ahnung, auch der Grund für den Misserfolg sämtlicher Wein Print Titel. Auf Deinen Punkt, dass Weinblogger wenig Rückgrat hätten, will ich nicht näher eingehen. Diesen finde ich übergriffig und irgendwie weder greifbar, noch sonderlich sympathisch.

Die Auseinandersetzung ist auch aus meiner Sicht schon lange vorbei, aber ich finde gut was er gesagt hat, weil es uns die Augen öffnet.

Gut das er es gesagt hat

Der Stilfragebogen mit Stuart Pigott in der F.A.Z.Der Stilfragebogen mit Stuart Pigott in der F.A.Z.

Dem Wein und den vielen engagierten Weinbloggern, oder auch den Foodbloggern die sich langsam aber sicher an das Thema rauntrauen, hat Pigott aber eigentlich einen Gefallen getan. Er hat bewiesen wie groß die Angst der etablierten Weinjournalisten und Kritiker vor der Crowd ist (Das ZDF hatte sich, wohl aus ähnlichen Gründen, mal Fashionbloggerinnen vorgeknöpft). Elfenbeinturmthemen wie Wein und Genuss werden zu einem Thema, welches von Bloggern mit Spaß und Freude aufgenommen wird. Dabei entsteht eben genau jene Form der Auseinandersetzung mit einem Thema/Produkt die es für eine breite Masse zugänglich macht.

Soll Herr Pigott gerne weiterhin für die F.A.Z. schreiben, gefühlt haben die Weinblogs im Netz eine größere Leserschaft und somit eine größere Reichweite als die Artikel des weintrinkenden Roggenbrotliebhabers aus London, der wohl selbst manchmal durch das Tal der Ahnungslosigkeit schreitet, wenn er seinen eigenen Blog mit rückgratlosen Inhalten befüllt.

Weinblogger müssen nicht immer Experten sein und es kann auch nicht jeder Bordeaux für 100 ? die Flasche trinken, da ist es mir eine Freude, wenn auch mal ein günstiger Wein besprochen und empfohlen wird. So gesehen ? Vielen Dank Herr Pigott.

Hier sind die Fotos

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