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The Last of Us: Test zum PS3-Highlight – Die Flucht vor den Pilzköpfen

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The Last of Us: Flucht vor den Pilzköpfen

12.06.2013, 17:08 Uhr | Sabine Schischka (jr / nic), Richard Löwenstein

The Last of Us Action-Adventure von Sony für PS3 (Quelle: Sony)

The Last of Us (Quelle: Sony)

Es müssen nicht immer Zombies sein: Man kann sich ja auch mal von Pilzmutanten durch ein apokalyptisches Action-Abenteuer jagen lassen. Zumal, wenn es von den Schöpfern der „Uncharted“-Reihe frisch auf der PS3 so appetitlich angerichtet wird. Mit seinem neuesten Werk belegt das US-Studio Naughty Dog, dass Videospiele Tiefe haben und eine interessante Geschichte erzählen können. „The Last of Us“ verfolgt ein vorlautes Teenie-Mädel und ihren genervten Begleiter während ihres gemeinsamen Überlebenskampfes inmitten einer grausamen Umwelt.

The Last of Us: Überleben nach der Apokalypse

In „The Last of Us“ wird ein düsteres Bild von der Zukunft gezeichnet. Laut Handlung wurde vor ziemlich genau 20 Jahren ein großer Teil der Menschheit von einer infektiösen Pilzkrankheit dahin gerafft. Sobald sich ein Opfer infiziert, durchdringt der Pilz den Wirtskörper und befällt das Gehirn. Der Infizierte wird zum Sklaven des Parasiten und muss – zum blutrünstigen Monster mutiert – die Infektion weitertragen. Bis heute konnte niemand ein Heilmittel gegen den Infektionsherd, den sogenannten „Cordiceps“-Pilz, entdecken. In Boston und anderen Städten der USA wurde das Kriegsrecht ausgerufen. Die Gesunden drängen sich den Quarantänezonen. Dort entscheiden einige wenige Individuen, wer leben darf und wer außerhalb der Zone sterben muss. Bewaffnete Soldaten-Patrouillen prägen das Straßenbild und sorgen mit allen Mitteln dafür, dass Zonenflüchtige und Infizierte sofort ausgeschaltet werden.

Ein ungleiches Helden-Duo

Nur wenige Menschen konnten der Krankheit bisher widerstehen. Zwei davon verbindet das Schicksal miteinander. Der vollbärtige, knurrige Endvierziger Joel ist ein Schmuggler, der sich mit kleinen illegalen Aufträgen – Waffenhandel und Botenläufen – sein täglich Brot sichert und sich normalerweise eher um sich selbst als um andere kümmert. Und doch verspricht er einem sterbenden Freund, dessen Tochter aus der Quarantäne heraus zu bringen und einen sicheren Zufluchtsort zu finden. An dieser Stelle schaltet sich der Spieler ein. Er begleitet den wortkargen Joel aus der Verfolger-Perspektive durch die Postapokalypse. Die vorwitzige Ellie folgt ihm auf Schritt und Tritt.

Dass der anfängliche Schmugglerauftrag nicht vor den Toren Bostons endet, versteht sich von selbst. Immer wieder kommt es zu Planänderungen und unvorhergesehenen Ereignissen, die den Zielpunkt in Richtung US-Westküste verschieben. So führt die einfallsarme, aber spannend erzählte und emotional mitreißende Handlung das ungleiche Paar – und damit auch den Spieler – in knapp 15 Stunden Spielzeit unter anderem durch Pittsburgh und Jackson bis nach Salt Lake City im Bundesstaat Utah. Sozusagen fast eine Art apokalyptischer Road-Movie, das einem mit eindrucksvollen Bildern und Figuren voller Ecken und Kanten im Gedächtnis bleibt.

Fantasievolles Kreaturendesign

Abseits von Dialogen und Kamerafahrten verlässt sich das Gameplay vorwiegend auf Action. Außerhalb der Quarantänezonen gieren Befallene in verschiedenen Stadien der Infektion nach Beute. Sogenannte Hunter töten beispielsweise alles, was ihnen in die Quere kommt. Einfach mal draufhauen, um sie abzuwehren, reicht oft schon. Bei „Clickern“ sind die Augen und Ohren mit Pilzgeflecht überwuchert. Sie orientieren sich mit Hilfe von klickenden und schnalzenden Lauten und reagieren auf den kleinsten Laut. Umschleichen ist da eine ratsame Taktik. Der aufgedunsene Körper der „Bloater“ wiederum steckt extrem viel Schaden weg – hier ist eine solide Bewaffnung nützlich. Zu Spielbeginn zählt allerdings eine 9-Millimeter-Pistole zum modernsten, was Joel mit sich herumträgt. Häufig gilt es, zu improvisieren, und so prügelt er sich mit den Fäusten oder einer Holzlatte durch oder bastelt sich mit alten Scherenklingen und Panzertape ein provisorisches Messer.

Prima Bedienung

Die Steuerung in „The Last of Us“ geht leicht von der Hand. Tippt man beispielsweise die Kreis-Taste auf dem Controller an, hechtet Joel hinter ein naheliegendes Objekt und geht automatisch in Deckung. Dann muss man nur noch mit der L1-Taste den Gegner anvisieren, mit R1 abdrücken – und das Treffen nicht vergessen. Per R2-Taste kommt Joels praktischer Lauschmodus zum Einsatz: Solange man den Button gedrückt hält, horcht er, wo in einem Raum wie viele Infizierte lauern, in welche Richtung sie ihre Aufmerksamkeit richten und wohin sie sich bewegen. In der Hocke schleicht man sich dann an die Pilzköpfe heran und setzt via Dreieck-Taste zum Angriff an.

Die Kombination aus all diesen Manövern gestaltet die Kämpfe abwechslungsreich und anspruchsvoll. Das gilt gerade auf den höheren der vier Schwierigkeitsgraden und im Hinblick darauf, dass Munition ein rares Gut ist. Immerhin – nach und nach erweitern Schrotflinten, Rauchbomben, Molotow-Cocktails, Äxte, Brechstangen und ein Flammenwerfer Joels Repertoire.

Anspruchsvolle Action

Gedankenloser Waffeneinsatz führt häufiger als es einem lieb ist zum schnellen Ableben. Oft ist es gescheiter, im Schleichgang einer etwaigen Entdeckung zu entgehen oder den Häschern im Sprint zu entkommen. Wer sich auf wechselnde Herausforderungen klug einstellt, wird viele erhebende Momente erleben. Einmal, weil Joel und Ellie etliche dramatische Situationen durch charmante Wortgefechte herrlich auflockern, und zum zweiten, weil die PS3 so sehenswerte Szenen auf den Bildschirm malt. Spektakuläre Ruinenstädte wechseln sich mit dschungelartigen Grünflächen, reißenden Flüssen und dichten Nadelwäldern ab.

Etliche Details in verfallenden E-Werken und verrottenden Herrenhäusern zeichnen ein frustrierendes Bild der Zerstörung. Doch noch während sich ein flaues Gefühl im Magen ausbreitet, durchbricht die orange-rote Sonne die Wolkendecke und lässt den Staub in der Luft herrlich glitzern. Kurz gesagt – die Stimmung in „The Last of Us“ wechselt derart häufig zwischen bodenloser Panik und jauchzender Erfüllung wie selten bei einem Videospiel.

Audioprobleme

Dass dem so ist, hängt auch mit der Vertonung zusammen. Die dramatischen Musikbegleitung unterstreicht hektische Fluchtszenen ebenso gekonnt wie stille Momente kurz vor einer lauernden Gefahr ums nächste Eck. Leider sind es aber ausgerechnet Probleme der deutschen Tonspur, die immer wieder die grandiose Stimmung untergraben. In Dialogszenen geraten Lippen und Stimmen allzu häufig aus dem Synchrontakt, und die Lautstärke-Abmischung zwischen Musik und Soundeffekten wirkt wenig harmonisch. Viele Stimmen sind schlicht zu leise. Kritik verdient auch die Besetzung der Synchronsprecher. Zwar bringen die meisten Sprecher der deutschen Fassung ihre Texte treffsicher und stimmungsvoll rüber – aber ausgerechnet die Heldenfigur Joel spricht einen nuschelig und emotionslos hervorgebrachten Slang.

Schlauch-Level statt Open World-Freiheit

Obwohl das spannungsreiche Szenario und die charmante Figuren viel Neugier entfachen, keimt mit fortschreitender Spieldauer doch der Wunsch, das Gameplay würde mehr von seinem Potenzial ausschöpfen. Zwar gibt es einige Aha-Momente – beispielsweise eine Verfolgungsjagd auf dem Rücken eines Pferdes -, aber die lassen sich an wenigen Fingern abzählen. Wer von einem derart erwachsenen inszenierten Actionabenteuer wie „The Last of Us“ neben Action auch noch Rätsel im Stile eines „Uncharted 3“ erwartet, der macht ein langes Gesicht. Hier und da mal einen Schalter finden und dadurch woanders Wege öffnen, das reicht als Denkarbeit.

Und obwohl die Weitsicht in großen Teilen der Kulissen Bewegungsfreiheit suggeriert, fühlt sich das Gameplay eher nach Schlauch-Level an. Allzu vieles ist choreographiert, die Wege sind vorgegeben. Die Umgebung erforschen und sich über überraschende Entdeckungen freuen: Hochgefühle dieser Art stellen sich kaum mal ein.

Was wir mögen

Das Actionabenteuer lebt von stark ausgeprägten Figuren in einer spannungsreichen Handlung. Darüberhinaus punktet „The Last of Us“ mit dichter Atmosphäre und lebensnahe Gestik und Mimik. Man kann im Verlauf der Kampagne vieles freispielen, darunter drei alternative Grafikmodi und einen Spielmodus mit Zugriff auf alle verfügbaren Waffen.. 

Was wir nicht mögen

Schade, dass das allzu geradlinig choreografierte Gameplay in The Last of Us kaum Raum für eigene Entdeckungen lässt. Außerdem fallen einige technische Mängel auf: Tonprobleme, Ladepausen sowie das Fehlen von Minikarten und abrufbarer Missionsbeschreibung bei laufender Partie. Die Ballereien des Mehrspieler-Modus sind halbwegs spannend, liegen allerdings komplett außerhalb der Kampagne.

Fazit

Das neue Action-Abenteuer von Naughty Dog gibt sich als emotionales Drama mit feingezeichneten Charakteren, stimmungsvollen Dialogen und klugem Überlebenskampf. Allerdings legt „The Last of Us“ seinen Schwerpunkt vielleicht etwas zu sehr auf Schleichen und Schießen. Nach einigen Stunden wiederholen sich die Herausforderungen.

Infos zum Spiel

Titel: The Last of Us
Genre: Action-Adventure
Publisher: Sony
Hersteller: Naughty Dog
Release: 14. Juni 2013
Preis: zirka 60 Euro
System: PS3
USK-Freigabe: Ab 18 Jahren
Wertung: Sehr gut

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Quelle: Sabine Schischka (jr / nic), Richard Löwenstein

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