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Test: Abenteuerspiel für PC: Kholat im Test: Tödliches Schneegestöber

Kholat © IMGN.PRO

Durch Schneegestöber und den entsprechenden Sound baut ?Kholat? eine authentische Atmosphäre auf.

?Basierend auf wahren Begebenheiten? ? lesen Horrorfilmfans diese Phrase, wird sofort die Nase gerümpft. Denn mit wenigen Ausnahmen ist das schlicht gelogen, eine billige Marketing-Masche ? und der Streifen meist Müll. Trotzdem ist diese Taktik in der Filmwelt gang und gäbe. Games mit einem wahren Story-Kern jedoch sind höchst selten. So leiht sich Ubisoft für ?Assassin?s Creed? höchstens authentische Welten und echte historische Figuren, schreibt aber eine völlig eigenständige Geschichte nieder.

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Screenshots: Kholat

Doch: Das Indie-Horrorspiel ?Kholat? beruft sich auf tatsächlich Geschehenes, auf bis heute mysteriöse Begebenheiten höchst gruseliger Natur: 1959 starben unweit des Berges Kholat Syakhl im Ural-Gebirge neun Wanderer. Die Leichen wiesen keinerlei äußerliche Verletzungen auf, jedoch stellte man post mortem innere Blutungen und diverse Knochenbrüche fest. Besonders eigenartig: Vor den Ereignissen, die zu ihrem Tod führten, zerrissen die Unglücklichen anscheinend von innen ihre Zelte, bevor sie barfuß, wie in Todesangst, in alle Himmelsrichtungen flohen.

Kholat © IMGN.PRO

Regelmäßig suchen Sie Erscheinungen heim ? oder etwa Halluzinationen?

Die reine Atmosphäre

All das übernimmt Entwickler IMGM.PRO für ?Kholat? ? fügt aber ? ähnlich wie Renny Harlins Horrorfilm ?Devil?s Pass? ? übernatürliche Phänomene hinzu. Sie starten in einem ausgestorbenen, verschneiten Dorf im russischen Niemandsland, wenig später teleportiert Sie das Spiel an den Ort des Geschehens. Ganz im Trend vieler moderner Indiegames wie ?Gone Home? erweist sich ?Kholat? als reines narratives Exploration-Spiel. Sie erkunden die Umgebung und sammeln verstreute Zeitungsartikel oder Tagebücher ein, um mehr über die grausige Geschichte zu erfahren ? das war es auch schon. Es gibt weder Geschicklichkeits-, noch Rätseleinlagen, kein Springen, kein Knobeln.

Kholat © IMGN.PRO

Im Spielverlauf untersuchen Sie auch einen verlassenen Bunker. Was ist hier passiert?

So ist es also allein an der Inszenierung, Sie ins Spiel hineinzureißen. Das klappt anfangs ganz gut: Die Einöde des Uralgebirges wirkt mit tiefschwarzen Wolken, feurigem Horizont und einem eigenartigen Krater erst apokalyptisch, wechselt dann zu zugeschneiten Hängen, Gipfeln und Graten, um die der stürmische Wind heult. Das ist atmosphärisch wie authentisch ? auch wenn die Grafik insgesamt eher schlicht ist. So stapfen Sie anfangs motiviert durch die Wildnis, stoßen mal auf ein Zelt, eine Hütte, auf eine leuchtende Koordinatenangabe, die Sie zum nächsten Hinweis führt.

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Verloren in der Wildnis

Schnell wird das Ganze jedoch repetitiv, denn es gibt nur wenig inszenierte Momente ? wie ein sich in die Ferne multiplizierender Gang in einem Bunker oder plötzlich in den Himmel schwebende Trümmerteile. ?Kholat? verlässt sich voll und ganz auf seinen Plot ? aber selbst die aufgesammelten Geschichtsfetzen sind nicht besonders gruselig oder gut geschrieben. In Form feuriger Erscheinungen, die durch Anleuchten mit der Taschenlampe aggressiv werden, gibt es zwar plötzliche Schocks ? die nutzen sich aber ebenfalls ab.

Kholat © IMGN.PRO

Die Navigation mit Karte und Kompass ist ein Krampf ? da Ihre aktuelle Position fehlt.

Später wird aus Langeweile sogar Frust, denn die Orientierung in der recht offenen Spielwelt mit ihren vielen Abzweigungen ist quasi unmöglich. Grund dafür ist ein konfuses Karten-Kompass-System, dass Ihnen weder Ihre Position auf der Map, noch einen justierbaren Kompass in die Hände legt. So irren Sie bald ohne jedwedes Missionsziel verloren herum und hoffen, irgendwann ins nächste relevante Ereignis hineinzustolpern. Hinzu kommt ein gewagtes Speichersystem: Das Spiel speichert automatisch an Feuerstellen sowie bei der Aufnahme einer Notiz. So kann es durchaus passieren, dass Sie den Spielstand sichern, 20 Minuten herumsuchen, plötzlich unfair sterben und am Startpunkt wieder auftauchen. In Survival-Horror-Spielen wie ?Resident Evil? ist das klasse, aber dort lernen Sie Ihre Umgebung kennen und vermeiden so Fehler ? was in ?Kholat? ungleich schwerer ist. Klar: Isolation und Kontrollverlust sollen Teil des Spielerlebnisses sein ? Frust jedoch bestimmt nicht.

Kholat © IMGN.PRO

Freund oder Feind? Diese Erscheinung blickt erst einmal nur in die Ferne.

Fazit: Kholat

Das unverbrauchte Berg-Setting von ?Kholat? und der tolle Sound sorgen für Atmosphäre, die wahre Grundgeschichte für Kribbeln ? richtige Spannung kommt jedoch nie auf. Zudem frustet das Indie-Horrorspiel durch die verkorkste Wegfindung schon nach kurzer Zeit. Selbst für Freunde langsamen Grusels ist der Ausflug in den Ural also nur bedingt empfehlenswert.

Pro

  • Nette Atmosphäre
  • Grafik und Sound stimmig
  • Gruselige Geschichte

Kontra

  • Kaum Spannung
  • Wenig Action
  • Kein klares Ziel
  • Sie verirren sich leicht
  • Frustrierende Checkpoints

Testnote der Redaktion

3,00

befriedigend

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