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Nokia steht vor Comeback im Handygeschäft

Wird bald auch wieder für Smartphones gelten: Der Markenclaim des Traditionsherstellers.

(Bild: dpa)

In einem komplizierten Geschäft mit Microsoft, Foxconn und einem mysteriösen neuen Hersteller stellt der finnische Netzausrüster die Weichen für Smartphones und Tablets unter der Nokia-Marke. Betriebssystem: Nicht Windows.

Auferstanden aus Ruinen: Der finnische Netzausrüster Nokia stellt das vor wenigen Jahren abgestoßene Handygeschäft in einem Deal mit Microsoft, dem chinesischen Auftragsfertiger Foxconn und dem neuen Unternehmen HMD Global neu auf. Im Rahmen des Geschäfts verkauft Microsoft Produktion und Vertrieb der Einfachhandysparte an die Foxconn-Tochter FIH Mobile. Markenrechte und Geschmacksmuster übernimmt das neu gegründete finnische Unternehmen HMD Global, das zugleich von Nokia eine exklusive Lizenz für Smartphones und Tablets erhält.

Smartphones und Tablets mit Android

Sobald das Geschäft über die Bühne gegangen ist ? die Partner rechnen damit in der zweiten Jahreshälfte ? kann HMD Global die ganze Palette Mobilgeräte unter der Marke Nokia anbieten. Der Netzausrüster erhält für jedes verkaufte Gerät Lizenzgebühren; über weitere Einzelheiten des Geschäfts machen die Unternehmen keine Angaben. HMD sei gegründet worden, um ?der ganzen Bandbreite von Einfachhandys, Smartphones und Tablets ein konzentriertes und unabhängiges Heim unter der Marke Nokia zu geben?, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Die neuen Smartphones und Tablets von HMD/Nokia sollen mit Android laufen.

Der Netzausrüster Nokia hat seine Marke, die er mit der Handysparte für ein paar Jahre an Microsoft lizenziert hatte, bereits für ein in China gefertigtes Tablet zur Verfügung gestellt und dabei stets angedeutet, dass eine Rückkehr ins Smartphonegeschäft unter diesen Voraussetzungen möglich ist. Dass sich Nokia offenbar nun doch ein bisschen mehr engagiert und nicht als reiner Lizenzgeber für chinesische Hersteller walten will, zeigt das im November 2015 extra dafür in Helsinki gegründete und ins Handelsregister eingetragene Unternehmen HMD Global.

Alte Nokia-Seilschaften

Dahinter steckt eigenen Angaben zufolge ein Investmentfonds, der vom ehemaligen Nokia-Manager Jean-Francois Baril verwaltet wird. Die designierte Führungsmannschaft des neuen Herstellers, die auch Firmenanteile halten soll, rekrutiert sich ebenfalls aus Managern, die noch bei Microsoft Mobile sind und zuvor für Nokia gearbeitet hatten. Von einer direkten Beteiligung von Nokia ist derzeit noch nicht die Rede, jedoch erhält das Unternehmen einen der fünf Aufsichtsratssitze von HMD Global. In den kommenden drei Jahren will HMD ?über 500 Millionen Dollar? in neue Handys und Tablets investieren.

Die Foxconn-Tochter FIH Mobile übernimmt unterdessen die Produktion und Vertriebsstrukturen des Handygeschäfts von Microsoft für 350 Millionen US-Dollar. Dazu zählt laut Mitteilung auch die Fabrik in Vietnam. Rund 4500 Mitarbeiter sollen im Zuge der Transaktion den Arbeitgeber wechseln. Je nach Funktion wechseln sie zu FIH Mobile oder HMD Global.

Modell Apple

Mit HMD als Entwickler und Lizenznehmer ist Nokias ehemaliges Handygeschäft so aufgestellt, wie es zum Beispiel Apple schon immer macht: Keine eigene Fertigung, nur Forschung und Entwicklung unter dem eigenen Dach. Die Herstellung übernehmen die chinesischen Riesenfabriken, die für nahezu alle westlichen Marken machen. Microsoft wickelt mit dem Deal die teure Übernahme von Nokias Handysparte weiter ab, die dem Konzern statt des erhofften Erfolgs schon eine Riesenabschreibung eingebracht hat. Der Windows-Konzern erneuerte aber sein Bekenntnis zu Windows 10 Mobile und neuen Flaggschiff-Smartphones.

Lesen Sie dazu auch ein Kommentar aus dem letzten Jahr zu Nokias Untergang:

(vbr)

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