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Die Renaissance der Steinigung im Hetz-Netz

Wer Steinigung hört denkt vielleicht im ersten Moment an das klassische Bibelzitat vom ersten Stein und an Monty Python?s Life of Brian im dem eine Steinigung ?ist Weibsvolk anwesend? (Video) persifliert wird.

In Johannes 8,1-11 ?Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie? geht es um Jesus und die Ehebrecherin und ob sie, weil auf frischer Tat ertappt, gesteinigt werden müsse.

Die Steinigung als besonders grausames Mittel der Hinrichtung wurde nicht nur 2014 in Brunei wieder als Bestrafungsart eingeführt, auch der IS nutzt sie als Hinrichtungsmethode und in Europa und den westlichen Kulturen erlebt die Steinigung im Hetz-Netz eine echte Renaissance.

Der hashtag wird zum Stein

Was in Das Leben des Brian als satirisches Element genutzt wird, der Kauf der richtigen Steine, ist im modernen Internet zu einer erschreckenden Wirklichkeit geworden. Der moderne Stein ist der hashtag. Wir müssen auch nicht lange überlegen ob wir den richtigen hashtag parat haben, denn wie beim Steinhändler, wird uns eine bunte und treffsichere Auswahl an teilweise enorm verletztenden und hetzerischen Tags feilgeboten.

?Der moderen Stein ist der hashtag?

Nichts ist heute so einfach, wie sich den richtigen hashtag herauszusuchen und auf das Opfer im Netz abzufeuern. Es ist sogar leichter und geht schneller.

Politische Gegner werden gnadenlos niedergehashtagt. In jeder Form der Debatte im Netz wird das hashtag zum Wurfgeschoss.

Ob es, aktuell, um die Flüchtlingspolitik geht (#gutmenschen, #vaterlandsverräter, #dreckspack) oder um Griechenland und seine Schulden (#nazi, #hitler, #faulegriechen). Es wird mit dem hashtag jede Form der unüberlegten, oder der geradezu überlegten, Meinungsäußerung ins Netz gemeißelt.

Die Meute kennt fast keine Grenzen mehr und ihre Hetze im Netz wird immer öffentlicher und offensiver. Blogger die sich gegen Pegida stellen werden bedroht und zum Rückzug gezwungen, weil die Masse der Kommentare nicht nur beleidigt, sondern auch konkret (be)droht.

#DIET

Nicht nur in der politischen Debatte wird im Netz gehetzt, auch wenn es um Beauty, Mode und Lifestyle geht, werden Bloggerinnen und Blogger massiv angegriffen. Ich kann mich heute im Netz zu meinen Ansichten und Meinungen äußern, ich kann meinen Körper und mein Essen auf Instagram präsentieren und ich kann mich politisch engagieren, aber ich muss immer damit rechnen von einem hashtag-Stein getroffen zu werden.

Im Netz wird die freie Entfaltung der Persönlichkeit von vielen auch übertrieben, aber die Gegner und Hater schlagen meist viel brutaler zurück.

Während Blogger und Social-Media-Manager immer öfter in ihren Kommentaren darauf achten, dass die virtuellen Hassgeschosse nicht Überhand nehmen, haben Plattformen wie Facebook und Instagram offenbar schon kapituliert. Gerade hier kann sich die Meute besonders einfach zusammenrotten und mit ihrem hashtag-Terror losschlagen.

Ein erschreckendes aktuelles Beispiel ist die Plussize-Bloggerin Verena, die in einem Blogbeitrag für den OTTO-Blog soulfully (ein Plussize-Modeblog) ihre Bikinibilder präsentierte und auf Instagram mit einem Foto auf den Blogbeitrag verwieß.

In ihrem eigenen Blog schildert sie ihre Erlebnisse dann wie folgt:

Als ich mit einem Foto auf Instagram auf den Artikel verwiesen habe, ist ein regelrechter Shitstorm entstanden. Ich wurde als Schwein mit Hashtag #DIET bezeichnet und mein Körper wurde als Totalschaden bezeichnet. Natürlich wurde auch wieder darüber spektakuliert wie meine Blutwerte sind und wie krank ich doch wäre. Ich kann Euch sagen, meine Blutwerte sind super und auch sonst geht es mir gut.

Der Griff zum Stein ist zu einfach

Wenn wir früher unsere Meinung zu einem Thema kundtun wollten, dann mussten wir einen Leserbrief an die Zeitung schreiben. Die Worte wurden meist gut gewählt und in der Redaktion saß auch noch jemand der einen Blick auf die eigene Meinung geworfen hat. Manchmal hat dieser kritische Blick uns vielleicht vor einer Blamage bewahrt.

Heute greifen wir in die Tasten und werfen unsere virtuellen Steine auf unsere ?Gegner? im Netz. Wir können sie jederzeit bombadieren und niemand prüft ob wir vielleicht kurzzeitig den Verstand verloren haben. Gleichgesinnte rotten sich in geheimen Facebookgruppen zusammen und beschimpfen und bedrohen Gegner. Ist die Meute groß genug wird gleich zur Menschenjagd geblasen und das Wild erlegt. In China hat dies bereits erste Opfer gefordert (Bericht in der FAZ).

Wer verantwortungsvoll bloggt sollte seine Kommentare immer kontrollieren. Wir müssen alle darauf achten, dass wir ordentlich miteinander umgehen und uns nicht gegenseitig beleidigen und diffamieren, nur weil uns eine Meinung, ein Outfit oder ein Foto nicht gefällt. Wir sollten keine schnellen hashtags nutzen, wenn wir unsere Meinung kundtun möchten, sonder lieber leserbriefartig überlegen was wir wirklich sagen wollen und ob es sich lohnt etwas zu sagen.

Wir alle müssen darauf achten, dass Plattformen wie facebook und instagram nicht von den Menschen übernommen werden die nur negative Energie in sich tragen und beleidigen und drohen wollen.

hashtags sind heute eine gefährliche Waffe die viel zu einfach abgefeuert werden kann. Wer das Netz nutzt und seine Freiheit liebt, der darf es nicht missbrauchen um andere herabzusetzen.

Bild: shutterstock

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