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BR-Radltour kommt im Regen nach Hof

Hof – Die letzten Minuten auf dem Rad sind das Schönste an der Tour – fast magische Momente. Auch wenn das Wetter ausgerechnet am gestrigen Freitag nicht mitgespielt hat, standen die Hofer an den Straßen und winkten den Radlern zu. „Gänsehautgefühl“, sagt Wolfgang Slama, der Chef-Organisator der Tour. Im Ziel am Maxplatz mischen sich zwischen die Regentropfen auf den Wangen einige Freudentränen. Die ersten Sportler ziehen ihre Schuhe aus, tanzen barfuß im Regen. „Das“, sagt Slama und lächelt, „das ist die BR-Radltour.“ So viele Erinnerungsfotos wie in diesen Minuten werden von Hof wohl das ganze Jahr nicht mehr geschossen.

Tropische Hitze in Oberbayern, Hagel und eine Evakuierung in Erlangen, Nieselregen in den Landkreisen Hof und Wunsiedel: „Diesmal war wirklich alles dabei“, sagt Chef-Organisator Wolfgang Slama. „Es war eine schwere Tour, vor allem wegen der Hitze.“ Auch zwei Unfälle sind passiert. Einmal hat eine Katze, die über die Straße huschte, eine Radlerin zu Fall gebracht. Das Ergebnis: eine lädierte Hand. Bei einem anderen Unfall brach sich ein Radler den Arm. Trotzdem ist Slama zufrieden: „Es war eine tolle Stimmung. Immer, wenn wir stehen geblieben sind, haben wir eine Laola-Welle gemacht. Es sind alle stolz, im Ziel zu sein.“

Ein ganz besonderes Gespann sind auf jeder Radltour Petro Nöth und sein schwerbehinderter Sohn Tobias auf dem Tandem. Seit 2007 sind die beiden Schweinfurter mit dabei. Immer, wenn Vater Petro in die Pedale tritt, bewegt der 22-jährige Tobias automatisch seine Beine mit. „Das ist die beste Bewegungstherapie“, sagt Petro Nöth. Tobias leidet seit seiner Geburt an Hemimegalenzephalie, einer Fehlbildung des Gehirns. Die Teilnahme an der Tour ist für Vater und Sohn der Inbegriff von Inklusion: „Weil alle auf Tobias zugehen“, sagt Petro Nötz. „Das sind ganz liebe Leute.“

Intimität gibt’s im Nachtlager der Radler nicht. Gut zehn Zentimeter liegen die Matratzen auseinander – etwa 600 Stück pro Turnhalle. Hier liegt Jung neben Alt, Männlein neben Weiblein, Schnarcher neben Ohrenstöpsel-Besitzer. Nachdem die Radler ihr Quartier bezogen hatten, sieht es in der Hofer Lionhalle und der Jahnhalle kunterbunt aus: An Treppengeländern und Sprossenwänden hängen Handtücher, verschwitzte Trikots und das eine oder andere Unterhöschen. Dass es bei der Radltour zu zwischenmenschlichen Annäherungen kommt, ist nicht unwahrscheinlich: Bereits acht Ehen hat die Tour in ihrer Geschichte gestiftet.

    

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Die Radltour ist nicht ganz allein eine Veranstaltung des Bayerischen Rundfunks. Immerhin wirken viele Menschen aus der Region mit. Die Marktleuthener haben dem Tross einen tollen Empfang bereitet und die Mittagsverpflegung organisiert. In Hof hat der Stadtbauhof gemeinsam mit dem bayerischen THW die Matratzen in die Turnhallen verfrachtet. Nachtwache in den Hallen und beim Abschlusskonzert von Roger Cicero am Volksfestplatz schieben Sanitäter von der Hofer BRK-Bereitschaft. Ihre Kollegen aus Leupoldsgrün organisieren am heutigen Samstagmorgen Frühstücksgetränke. Von 1 Uhr an kochen sie 500 Liter Kaffee und Tee in Kesseln, die bis zu 170 Liter fassen. „Unser Kaffee schmeckt gut“, ist Bereitschaftsleiter Gerhard Friedrich überzeugt. Er lacht: „Kaffeemaschinen könnten wir für so viele Leute nicht einsetzen – das hält keine Stromleitung aus.“

Die meisten Radler haben einen fränkischen, bayerischen oder schwäbischen Dialekt. Doch die Tour zieht Fans von überall her an. Der Radler mit der weitesten Anreise kommt sogar aus der Dominikanischen Republik. Der älteste Teilnehmer ist 81 Jahre, der jüngste elf Jahre alt. Die Etappe durchs Fichtelgebirge von Tirschenreuth nach Hof war 80 Kilometer lang, dabei waren 700 Höhenmeter zu bewältigen. Übrigens sind 70 Fahrrad-Pannen pro Tag beileibe keine Seltenheit. Doch die werden flugs von mitreisenden Spezialisten behoben.

Ist die Region fahrradfreundlich? Auf der letzten Etappe von Tirschenreuth über Marktleuthen und Schwarzenbach an der Saale nach Hof kommen die Radler ins Gespräch – und man tauscht sich auch aus übers Radwegenetz. Seit dieser Woche ist der Brückenradweg im Landkreis Wunsiedel eingeweiht, auch im Frankenwald werden demnächst Lücken geschlossen. „Man merkt, dass immer mehr neue Radwege in der Region entstehen“, sagt Wolfgang Slama. „Es ist wichtig, dass man sich um die Infrastruktur kümmert für diesen Sport, der so viel Freude macht.“ Slama, der sich hier recht gut auskennt, ist überzeugt: Die Region bietet touristisches Potenzial für Radsportfans und Radwanderer. „Das ist so eine schöne Landschaft hier.“

Hitze, Unwetter, Hagel, Regen: Auf dieser Tour war wirklich alles dabei.

Wolfgang Slama, Chef-Organisator

der BR-Radltour

Im Regen macht die BR-Radltour Station auf dem Marktleuthener Marktplatz. Lesen Sie den Beitrag dazu hier.

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