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Mini-Shops und Sorglos-Dienste: So will der Melectronics-Chef Media Markt Kunden abluchsen

Herr Rossetti, der Preiskampf bei Konsumelektronik ist in der Schweiz extrem aggressiv. Bei welchen Produkten fallen die Preise am stärksten?
Rocco Rossetti:
Besonders akzentuierte Preisnachlässe finden bei Produkten und Marken mit fehlenden Innovationen statt. Aktuell ist das beispielsweise im TV-Bereich mit einem Preisreduktionen von 10 bis 15 Prozent der Fall. Aber auch bei Tablets vermisse ich weiterführende Innovationen. Dementsprechend können unsere Kunden auch hier mit weiteren Preisreduktionen rechnen.

Sie haben den Bereich Foto-Apparate vergessen.
In diesem Bereich ist durch den Produktions-Ausfall in Japan eher wieder mit steigenden Preisen zu rechnen, was sich aktuell im Markt widerspiegelt.

Der Umsatz von Melectronics ist 2015 auf 577 Millionen Franken regelrecht eingebrochen. Wie läufts in diesem Jahr?
Der Umsatz hat sich den Marktgegebenheiten angepasst, liegt aber durchaus im Rahmen der Erwartungen, sodass wir mit einem zufriedenstellenden Ergebnis auch im 2016 rechnen. Entscheidend wird aber das Weihnachtsgeschäft für uns sein.

Das tönt nicht sehr optimistisch.
Im ersten und zweiten Quartal 2016 ist die Verkaufsmenge zwar gestiegen, haben aber durch den bereits erwähnten Preiszerfall im Markt die Vorjahreszahlen noch nicht ganz erreicht. Dies haben wir allerdings so erwartet. Aber es ist klar, dass wir mit dem Weihnachtsgeschäft jetzt aufholen müssen.

Damit Ende Jahr nicht wieder ein dickes Umsatz-Minus steht?
Das wäre zu drastisch formuliert. Wenn aber das Weihnachtsgeschäft gut für uns läuft, dann sollten wir die Vorjahreszahlen erreichen. Wir haben auf jeden Fall interessante Aktionen geplant, die für Kunden spannend und inspirierend sind.

Nicht nur Ihr Unternehmen, auch Media Markt kam unter die Räder. Der rote Riese hat sein Konzept komplett überarbeitet. Was macht nun Melectronics?
Neben einem optimierten Aktions-Mix positionieren wir uns über unsere faire Beratung und unsere umfassenden Services/Dienstleistungen. Wir sprechen hier Kunden an, die weniger technikaffin sind und mit einer grossen Produkte-Palette phasenweise überfordert sein können. Gleichzeitig wollen wir aber auch durch Innovationen, z.B. im Smartphone-, Computer-Bereich oder bei innovativen Fitness-/Gesundheits-Gadgets, überzeugen. Wir beraten unsere Kunden angepasst auf ihre individuellen Bedürfnisse.

Was ist daran neu? Das erwarte ich doch von jedem Elektronik-Verkäufer!
Bei uns steht nicht das teuerste und beste Produkt im Fokus, sondern das beste Produkt für unseren Kunden. Die Auswahl muss nicht unbedingt gross sein, sondern ?smart?. Für das Anschauen und Ausprobieren bieten wir Produkte in unseren Filialen an, welche wir online durch weitere Modelle ergänzen ? jeweils für Einsteiger, Fortgeschrittene, aber auch Profis. Ergänzend dazu bieten wir Services und Dienstleistungen vor Ort ? sprich, wir liefern und/oder installieren den Computer komplett oder machen das Smartphone einsatzbereit.

Sie bauen den Personalbestand also massiv aus?
Nicht unbedingt. Wir verstärken unsere Beratung während der frequenzstarken Zeiten.

Das Geschäft verlagert sich wie kein anderer Bereich ins Internet. Schliessen Sie Filialen oder stoppen die Expansion in den Städten?
Schliessungen sind keine geplant, eher Optimierungen/Ergänzungen im Filial-Portfolio. Allerdings expandieren wir mit Weitsicht und dort, wo der Kunde uns braucht.

Das wären Bahnhöfe und hochfrequentierte Lagen in Innenstädten?
Genau. In der Welle7 in Bern läuft zum Beispiel ein Pilot mit einem Kleinflächenformat auf 112 Quadratmetern. Solche Kleinstläden können wir uns auch an weiteren Hochfrequenz-Standorten in der ganzen Schweiz vorstellen.

Wie sieht Ihre Online-Offensive aus?
Wir richten uns nach dem Kundenbedürfnis. Derzeit können Kunden eine Bestellung vom Vortag am nächsten Tag bei uns abholen oder sich nach Hause liefern lassen. Die tagesaktuelle Auslieferung der Bestellung könnte als Nächstes kommen.

Der Migros-Marketing-Chef sagte Anfang Jahr, Melectronics hätte unter der internen Konkurrenz mit Digitec gelitten. Wie sehen Sie das?
Ich halte mich an das Credo: Konkurrenz belebt den Markt. Digitec und Melectronics haben unterschiedliche Zielgruppen. Wir haben ein schweizweites Netz mit rund 100 Standorten. Digitec ist stark im Online-Geschäft.

Wird Melectronics nicht von Digitec überrannt?
Wenn ein Online-Anbieter wie Digitec aktuell nicht weiter Wachstum generiert, wäre das nur schwer verständlich. In diesem Bereich liegt noch viel Potenzial. Ich sehe Digitec als fruchtbare interne Konkurrenz. Letztendlich sind beide Marktanteile unter dem Dach der Migros.

Kann Ihr Unternehmen unabhängig bleiben oder wird Melectronics einmal in Digitec aufgehen ? zumindest im Internet?
Wenn das so wäre, hätte ich meine neue Stelle als Melectronics-Leiter nicht annehmen dürfen. Mein Ziel ist die Unabhängigkeit und eigenständige Weiterführung von Melectronics. Es hat genug Platz für beide Unternehmen unter dem Dach der Migros wie auch in der Schweiz.

Die Doppelspurigkeiten mit Digitec liegen gerade bei Computer und TV auf der Hand. Ist eine Zusammenlegung wirklich kein Thema?
Nein. Im Projekt PickMup ist zum Beispiel Digitec bereits eingetragener Partner, Melectronics prüft zurzeit eine Aufschaltung für das kommende Jahr. An welchen Orten die Produkte schlussendlich abgeholt werden können, wird bei der Erarbeitung des Detail-Konzepts entschieden. Technologisch wäre eine Abholung möglich.

Verraten Sie noch zum Schluss ein paar Knaller, die Sie im Weihnachtsgeschäft lancieren?
Wir haben lukrative Angebote z.B. im Bereich TV. Aber auch die Lancierung des neuen iPhones, mit denen wir unsere Kunden zu Weihnachten bedienen wollen.

Publiziert am 18.09.2016 | Aktualisiert vor 2 Minuten

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