Familienausflug zum Crystal-Shopping

Wunsiedel – Es war keine alltägliche Verhandlung vor dem Einzelrichter am Wunsiedler Amtsgericht. Denn auf der Anklagebank saß nicht nur die Angeklagte, eine 28 Jahre alte Frau aus dem Landkreis Wunsiedel, auf ihrem Schoß saß ihr zweijähriger Junge, den sie mit zur Verhandlung gebracht hat. Sie habe das Kind mitbringen müssen, da sie niemanden zur Betreuung habe, sagt die junge Frau.

Der Kleine ist immer dabei. Auch verschiedene Fahrten nach Tschechien zur Beschaffung von Crystal Speed waren wie Familienausflüge: Mit im Auto saßen die Mutter der Angeklagten und der Zweijährige.

Im Juni des vergangenen Jahres – die Frau stand noch unter Bewährung wegen Rauschgiftverstößen – hielten Zollfahnder das Auto bei der Einreise nach Bayern kurz hinter Schirnding an. Im Haar hatte die junge Frau ein Tütchen mit einem Gramm Speed versteckt, das sie für 40 Euro auf einem Vietnamesenmarkt gekauft hatte.

Es war nicht das erste und das letzte Mal, dass die Frau mit Rauschgift erwischt wurde. Denn alleine der als Zeuge vorgeladene Zollbeamte wusste von zwei weiteren Kontrollen zu berichten, bei denen die Angeklagte positiv auf Rauschgift untersucht wurde. Und immer war auch der Kleine dabei.

Die Angeklagte gab den Schmuggel unumwunden zu, verteidigte sich jedoch, dass sie Speed gegen ihre starken Depressionen nehme.

Es sei im Hinblick auf den Kleinen keine leichte Aufgabe, die Angeklagte zu bestrafen, meinte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft zu Beginn ihres Plädoyers. Fakt aber sei, dass die Frau innerhalb der Bewährung erneut straffällig geworden sei und deshalb bestraft werden müsse. Die Vertreterin der Anklage forderte eine dreimonatige Haftstrafe ohne Bewährung. Der Verteidiger verwies auf die positiven Prognosen des Zeugen vom Jugendamt, der die Familie betreut, und bat um eine erneute Bewährung.

Der Richter folgte der Vertreterin der Staatsanwaltschaft und schickte die Frau mit einer Ermahnung, doch künftig mehr an ihr Kind zu denken, für drei Monate ins Gefängnis.

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